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Wir trauern, weil wir lieben. Foto: pexels

Unabhängig von Alter, Geschlecht und Nationalität ist der Tod ein ständiger und universeller Begleiter für alle Menschen. Einerseits gibt er dem Leben seinen Wert. Andererseits kann ein Trauerfall dich selbst oder dein Umfeld auch schwer treffen. So stellt sich für viele nicht nur die Frage, wie sie selbst mit der Endlichkeit des Lebens umgehen, sondern auch, wie sie anderen Trauernden nach einem Verlust helfen können. Die Zeit der Trauer kann zu einem erfüllten Leben beitragen. Dafür ist es essenziell zu verstehen, was Trauer überhaupt ist.

Was ist Trauer?

Das Lexikon der Psychologie erklärt dir, dass Trauer die Reaktion auf das Erleben eines Verlustes ist. Die Gehirnforschung  kam zu der Erkenntnis, dass besonders zwei Hirnareale bei Trauernden stark betroffen sind: das Kleinhirn und das limbische System, eine Zusammenfassung angeschlossener Hirnareale in unserem Kopf. Im Kleinhirn werden die Bewegungsabläufe gesteuert, während das limbische System die Emotionen regelt.

Durch den Schock bei einem Verlust eines geliebten Menschen werden die gewöhnlichen Abläufe im Gehirn gestört. Eine Folge davon kann die Entstehung von intensiven Gefühlen wie Aggression und Hilflosigkeit sein. Brustschmerzen, ein erhöhter Blutdruck oder Übelkeit sind dabei nichts Ungewöhnliches, da Trauer sogar zu physischen Schmerzen führen kann. Daher kommt übrigens auch die Redensart „gebrochenes Herz“.

Natürlich zeigen sich die körperlichen wie auch emotionalen Auswirkungen nach dem Tod eines geliebten Menschen letztendlich immer auf individuelle Weise. Es gibt deswegen keine “TÜV-geprüfte” Anleitung, wie sich beispielsweise Freunde und Freundinnen gegenüber trauernden Personen verhalten sollten.

Die folgenden drei Vorschläge – und nicht Ratschläge!-  können, aber müssen dir nicht helfen im Umgang mit Trauernden.

1.  Vorschlag: Keine eigenen Standards aufzwingen

Trauerprozesse sind ebenso vielfältig wie die Menschen selbst. Auf manche werden zum Beispiel die vier Trauerphasen nach Verena Knast zutreffen, die sind aber nicht allgemeingültig.

Die vier Trauerphasen hat Knast wie folgt definiert:

  1. Nicht-Wahrhaben-Wollen
  2. Aufbrechende Emotionen
  3. Suchen und Sich-Trennen
  4. Neuer Selbst- und Weltbezug

Wahrscheinlich ist es ein befreiendes Gefühl für Trauernde, wenn Angehörige ihnen signalisieren, dass sie in ihrer Trauer frei sind, solange sie niemanden mit den einhergehenden Verhaltensweisen vorsätzlich schaden.

Das Gleiche gilt für die Intensität und die Dauer von Trauer. Manche Menschen haben eine hohe Resilienz, also psychische Widerstandskraft. Ihnen merkt man die Trauer oft nicht an. Andere zeigen ihren Schmerz offen. Beides ist erlaubt. Die Redensart „Die Zeit heilt alle Wunden“ ist außerdem nicht die Norm, auch wenn du den Ratschlag sicher schon oft gehört hast. Die Intensität des Schmerzes  mag über die Jahre abnehmen, aber geheilt ist der Schmerz unter Umständen nicht. Es gibt Personen, die auch nach Jahrzehnten immer noch nicht über eine geliebte verstorbene Person sprechen. Trauer lässt sich nicht in Zeit messen. Das obligatorische Trauerjahr, das du vielleicht von zu Hause kennst, ist deswegen kein Maßstab.

Manche Trauernde gehen ihren Alltag wie gewohnt nach oder versuchen die Lücke zu schließen. Dieses Verhalten kann dazu führen, dass der Person mangelnde Liebe und Respekt dem verstorbenen Menschen gegenüber vorgeworfen wird. Gerade in Momenten, in denen die Trauer nicht von außen anzusehen ist, sollten Familie und Freude im Hinterkopf behalten, dass die eigene Lebenseinstellung nicht mit der von anderen Personen übereinstimmen muss.

Sätze, die du einem trauernden Menschen sagen kannst

“Nimm dir zum Trauern die Zeit, die du brauchst. Bis du deine eigene Art und Weise zum Weitermachen findest, wünsche ich dir ganz viel Kraft. Und wenn du möchtest, stehe ich dir gerne bei.”

“Für die Dauer und Stärke einer Trauer gibt es keine Vorschriften. Schenk deiner Trauer die Aufmerksamkeit, die sie braucht.”

“Du brauchst nicht so zu sein, wie du denkst, dass es von dir erwartet wird. Wenn du möchtest, werde ich dich gerne unterstützen.”

Trauerklischees überwinden: Dieses Video zeigt, wie es geht

In Bezug auf das Thema Trauerhilfe ist das Video „Tod und Trauer: Psychologin gibt Tipps | Auf Klo“, besonders aufschlussreich.

Die Psychologin Laura, spezialisiert im Bereich Tod und Trauer, setzt sich darin vorrangig mit fünf Trauerklischees auseinander, um am Ende Tipps zu geben, wie du Trauernde unterstützen kannst.

2. Vorschlag: Ehrlich sein – mit sich selbst und den anderen

Blumen: Im Trauerfall Mitgefühl zeigen. Foto: pixabay

Im Gespräch mit trauernden Personen sollten Floskeln eher vermieden werden. Niemand weiß, was nach dem Tod passiert. Niemand weiß, ob Verstorbene nun wirklich an einem besseren Ort sind. Ein Tipp: Lieber ehrlich sein und eigene Unsicherheiten zugeben.

Sätze, die du einem trauernden Menschen sagen kannst

“Das geht mir nahe. Ich möchte das Richtige tun und sagen, bin aber unsicher, weil ich noch nie so etwas durchgemacht habe. Lass mich wissen, was ich tun kann.”

“Wenn du weißt, was du brauchst, dann sag es mir bitte jetzt oder wenn es so weit ist. Dafür habe ich immer ein offenes Ohr.”

“Auch wenn wir nicht immer den gleichen Blickwinkel haben: Ich werde für dich da sein und dir zuhören.”

Zudem kann es helfen, auch mal innezuhalten und sich mit der Thematik Trauer aus einer anderen Perspektive als der eigenen zu beschäftigen. Persönliche Erfahrungsberichte wie die „Notes on Grief“ von Chimamanda Ngozi Adichie können da ein guter Anfang sein, sich mit dem Thema zu befassen. Der Essay handelt von Adichies eigenen Gefühlen und Erlebnissen nach dem Tod ihres Vaters.

3. Vorschlag: Eher aktiv als passiv unterstützen

Ausdauer ist das Schlüsselwort. Mit der Aufforderung „Sag mir Bescheid, wenn Du etwas oder mich brauchst“ zeigt man noch keine emotionale oder physische Präsenz. Natürlich sollten Trauende in Ruhe gelassen werden, wenn sie das verlangen. Jedoch sollte der regelmäßige Kontakt, und damit auch die Beziehung zur trauernden Person, nicht abbrechen.

Um im Kontakt zu bleiben, können kleine Hilfsangebot im Alltag die Dinge sehr erleichtern: zum Beispiel beim Einkaufen oder Aufräumen.

Sätze, die Du einem trauernden Menschen sagen kannst

“Die Freundschaft zu dir schätze ich sehr. Wenn du möchtest, werde ich dich (zum Beispiel) einmal pro Woche persönlich fragen (oder anrufen/anschreiben/besuchen), um zu hören, wie es dir geht.”

 “Ich werde öfter mal nachhaken, ob du jemanden oder und etwas brauchst. Ich hoffe damit kann ich dich unterstützen.”

“Ich denke an Dich.

Etwas tun, das von Herzen kommt

Außerdem könnte es hilfreich sein, Herzensaktionen nachzugehen. Eine Herzensaktion kann zum Beispiel so aussehen: Wenn Du das Gefühl hast, ein Kraftpaket aus Schokolade könnte einer trauernden Person jetzt gerade helfen, brauchst du dich nicht zurückzuhalten. Lass dich von deinem Herzen leiten und bringe der Person ein “Care-Paket” vorbei.

Die Gründerin Daniela von Balduin Box e. V. hat aus Herzensaktionen wie diesen eine Idee zur Trauerbewältigung entwickelt: Trost-Boxen. Sie möchte den “Menschen (…) etwas an die Hand geben, was (ihr) damals den Umgang mit (ihren) Gefühlen erleichtert hätte.“ Der gemeinnützige Verein versucht Menschen in Trauer durch Trost-Boxen ein Stück weit zu helfen. Die Boxen sind gefüllt mit vielen Utensilien wie Karten mit Gedenksprüchen, Sonnenblumen- Samen und Organza- Säckchen.

Foto: Screenshot Instagram

Tod, Trauer und Hilfe sind komplexe Themen. Die Fülle der Informationen dazu mag den einen erdrücken, den anderen beängstigen und wieder jemand anders genau die Hilfestellung finden, die gebraucht wird. 

Auch wenn du die drei Vorschläge anwendest, kann die Reaktion bei trauernden Personen nicht immer so ausfallen, wie du es dir vorgestellt hast. Fehler bei der Trauerhilfe können passieren, weil es sich beim Trauern meist um einen Ausnahmezustand handelt. Das entscheidende ist, wenigstens zu probieren, trauernden Menschen zu helfen. Denn wer es nicht versucht, kann zwar keine Fehler begehen, wird einer trauernden Person aber wahrscheinlich auch nicht helfen können.

M. K.

Redaktion/Editorial

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