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Am 28. Mai ist Weltblutkrebstag – ein weltweiter Aktionstag im Kampf gegen Blutkrebs, um allen Betroffenen Solidarität zu zeigen und aufzuklären. Alle 12 Minuten erhält ein Mensch in Deutschland die Diagnose Blutkrebs. Weltweit alle 27 Sekunden. Blutkrebs ist außerdem die häufigste Todesursache bei Kindern. Was genau Blutkrebs ist, wie und warum man sich bei der DMKS als Stammzellspender registrieren lassen kann und was das Hilfsprojekt FLUGKRAFT zur Unterstützung von Betroffenen macht, erfährst du hier.

Blutkrebs – ein kleines Wort, aber eine große Veränderung

Unter Blutkrebs versteht man verschiedene bösartige Erkrankungen des blutbildenden Systems, bei denen sich die Blutzellen verändern bzw. entarten und sich unkontrolliert vermehren. Es gibt drei verschiedene Arten von Blutzellen: rote Blutkörperchen (Erythrozyten), weiße Blutkörperchen (Leukozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten).  

Rote Blutkörperchen transportieren den Sauerstoff, weiße Blutkörperchen bekämpfen Infektionen und Blutplättchen stoppen Blutungen. Bei bösartigen Erkrankungen werden diese gesunden Blutzellen durch funktionsuntüchtige und kranke Zellen verdrängt, was dazu führt, dass das Blut seine lebensnotwendigen Funktionen nicht mehr richtig ausführen kann.

So individuell wie wir alle sind, so individuell ist auch der Blutkrebs. Es gibt viele verschiedene Formen mit unterschiedlichen Verläufen, Symptomen und Behandlungen. Die medizinische Therapie hängt meist von der genauen Diagnose, dem Stadium der Erkrankung sowie dem Alter und dem allgemeinen Gesundheitszustand der Betroffenen ab. Die drei wichtigsten Krebsgruppen sind Leukämien, Lymphome und Myelome.

Am 28. Mai ist Weltblutkrebstag: Blutkrebs, Behandlung und weitere Möglichkeiten, Betroffenen zu helfen. Hände mit Herz aus rotem Garn.

Grafik ganz oben: DKMS

Behandlung von Blutkrebs: Chemotherapie? Bestrahlung? Beides?

Die Chemotherapie bildet meist die Behandlungsgrundlage bei Blutkrebspatienten. Mit Hilfe von chemischen Medikamenten, den sogenannten Zytostatika, möchte man den Vermehrungszyklus von Krebszellen stoppen und so die Krebszellen komplett zerstören, damit der Körper danach wieder eigene gesunde Blutzellen herstellen kann.

Die Chemotherapie hat eine systemische Wirkung, d. h. sie betrifft den ganzen Körper und kann somit potenziell verstreute Tumorzellen im ganzen Körper erreichen (das Gehirn ausgenommen). 

Diese zellschädigende Wirkung der Chemotherapie betrifft nicht nur die kranken Zellen, sondern auch die gesunden, weshalb viele Patient*innen unter anderem mit Haarausfall, Erbrechen und Appetitlosigkeit zu kämpfen haben. Die Nebenwirkungen sind ebenfalls individuell und hängen von den eingesetzten Substanzen und den Betroffenen selbst ab.

Die Bestrahlung oder Radiotherapie ist genau das, was der Name vermuten lässt, und eine weitere wichtige Behandlungsmethode der Krebstherapie. Im Vergleich zur Chemotherapie wirkt die Strahlenbehandlung lokal und kann von außen durch die Haut oder von innen direkt am Tumor oder dort, wo sich der Tumor befand, erfolgen.

Hierbei werden die Krebszellen mit Hilfe ionisierender Strahlung oder Teilchenstrahlung zerstört und die Zellteilung gestoppt.  Auch in diesem Fall werden kranke sowie gesunde Körperzellen angegriffen und es kann zu lokalen Nebenwirkungen kommen.

Je nach Krebsform, Verlauf und individuellen Gegebenheiten entscheidet sich die Ärztin bzw. der Arzt für eine der Behandlungsmöglichkeiten oder einer Kombination aus Chemotherapie, Bestrahlung und ggf. Operation. Für eine vollständige Heilung ist jedoch meistens eine Stammzelltransplantation die einzige Chance.

Die Suche nach dem/der geeigneten Spender*in

Jede gesunde Person im Alter zwischen 18 und 60 Jahren darf Stammzellen spenden. Ausnahmen sind bestimmte Erkrankungen wie Diabetes, Autoimmunerkrankungen und Infektionskrankheiten sowie zeitlich begrenzte Ausschlusskriterien, wie eine Schwangerschaft oder eine aktive Infektion. 

Für eine möglichst erfolgreiche Stammzelltransplantation benötigt man seinen „genetischen Zwilling“, d.h. jemanden, dessen Gewebemerkmale möglichst genau mit den eigenen übereinstimmen. Diese Merkmale werden humane Leukozyten-Antigene (HLA) genannt. Es gibt knapp 30.000 dieser Merkmale und somit über mehrere Millionen verschiedene Kombinationen. Einige Krebspatienten finden ihren “Zwilling” in der eigenen Familie, meist bei Geschwistern. Knapp mehr als 60 Prozent der Erkrankten allerdings nicht und deshalb müssen sie ihn irgendwo auf der Welt finden.

Um das Thema Stammzellspende weltweit bekannt zu machen, startete die Deutsche KnochenMarkSpenderdatei 2014 den World Blood Cancer Day und betreibt damit umfangreiche Aufklärung über das Thema Blutkrebs und Stammzellspende. Mit dem Slogan „Mund auf. Stäbchen rein. Spender sein.“ wirbt sie aktiv und global für eine Registrierung als Stammzellspender.

Wie einfach die Registrierung ist, kannst du hier nachlesen. Wichtig: Sie verpflichtet nicht zu einer späteren Spende!
Nähere Infos zur DKMS und warum sie mittlerweile weltweit aktiv ist, erfährst du auf deren Website.

Ist ein*e passende Spender*in gefunden, wird er/sie benachrichtigt und gefragt, ob man zur Spende bereit ist. So eine Spende geschieht entweder über eine periphere Stammzellspende oder eine Knochenmarkspende. Die Stammzellen des Spenders werden auf den Empfänger übertragen und sollen sich dann im Knochenmark ansiedeln, um neue und gesunde Blutzellen herzustellen. Dann heißt es: warten und hoffen. 

FLUGKRAFT Fotohilfsprojekt  #strongertogether

FLUGKRAFT ist eine, von Marina Proksch-Park 2013 gegründete, gemeinnützige Gesellschaft, die krebskranke Kinder und Erwachsene sowie ihre Familien und Angehörigen unterstützt und Solidarität zeigt. Ihr Motto: „Wir reden nicht über Krebs – Wir rocken ihn! Verbindet uns mit allen Krebskämpfern.“

Durch aktive Hilfe mit individuellen “Kraftpaketen”, kreativen Fotoshootings und Workshops sowie schneller finanzieller Hilfe möchte FLUGKRAFT Betroffene direkt unterstützen und „positive psychologische Momente schenken“. Dies ist wichtig, damit auch erkrankte Menschen die innere Freiheit haben, ihre Situation selber gestalten zu können.

Der Schauspieler Joachim Meyerhoff hat nach einem Schlaganfall 2018 noch im Krankenwagen Goethe und Schiller rezitiert und nachts im Krankenhaus Ballett getanzt. Später sagte er: „Ich wollte nicht der Büttel meiner Symptome sein. Es geht um Deutungshoheit. Erzählt die Krankheit mich oder erzähle ich die Krankheit?“ 

Medizinische Studien (von Prof. Dr. Winfried Rief, Universitätsprofessor an der Philipps Universität Marburg) belegen mittlerweile, dass der innere Perspektivwechsel tatsächlich etwas im Heilungsprozess verändern kann. Es geht darum, schwierige Situationen anzunehmen, sich aber nicht von ihnen vereinnahmen zu lassen. Dabei möchte FLUGKRAFT helfen. Außerdem begleitet sie Beerdigungen, Therapien und Operationen.

Bild 1 – 9: an Krebs erkrankte Frauen, Jungen und Mädchen, die Flugkraft unterstützt; Fotos: Marina Proksch-Park

Bild 10: offizielles Logo von FLUGKRAFT; Foto: Marina Proksch-Park

 

Im Folgenden beantwortet uns FLUGKRAFT-Gründerin Marina Proksch-Park ein paar Fragen zum Hilfsprojekt:

WirHelfen: FLUGKRAFT klingt unglaublich stark und inspirierend. Wie bist du auf den Namen gekommen und was bedeutet er?

Marina: Als mir klar wurde, dass immer mehr Familien diese Fotos haben möchten, habe ich beschlossen, daraus ein Fotoprojekt zu starten. Ich wollte etwas Kraftvolles, etwas, das Betroffenen eine Last nimmt. Flugkraft war das Erste, das mir eingefallen ist. Ich bin stolz, dass dieses Wort für so viele Betroffene so enorm wichtig ist. Flugkraft gibt ihnen tatsächlich Kraft. 

Wie geht man am besten mit der Schockdiagnose Blutkrebs um?

Wenn die Diagnose Krebs kommt, zieht es einem den Boden unter den Füßen weg. Nichts ist mehr wie vorher, und das macht erst einmal riesige Angst. Man braucht ein paar Tage, Wochen, Monate, um sich an diesen Gedanken zu gewöhnen. Am Wichtigsten, nachdem man seine Angst und Emotionen zugelassen hat ist, dass man die Krankheit versucht anzunehmen. Denn sie wird nun eine echt lange Zeit sehr präsent sein. Auch Freunde und Bekannte werden nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. 

Ein Mann einer Betroffenen hat mir einmal erzählt, dass er eine WhatsApp-Gruppe gegründet hat, in der er alle Bekannten eingeladen hat. In den Einstellungen kann man markieren, dass keiner antworten kann. Er hat immer alle Neuigkeiten und Ergebnisse der Untersuchungen seiner Frau und wie es ihr geht in der Gruppe geteilt. Somit konnte seine Frau überall hingehen, ohne dass sie immer gefragt wurde, wie es ihr geht. Damit ging es der Familie besser. Aber das muss jeder für sich entscheiden.

Darf sich jeder bei euch melden, der die Diagnose Krebs erhalten hat?

Jeder, der an Krebs erkrankt ist, kann sich per Mail bei uns anmelden und bekommt ein tolles Kraftpaket und – wenn benötigt –  auch Unterstützung!

Was ist ein Kraftpaket?

Ein Kraftpaket ist ein persönliches und mit viel Liebe gepacktes Paket mit extra ausgesuchten Artikeln für die ganze Familie. Darin können Kleidung, Mützen, Spielsachen, Wellnessprodukte, Kerzen, Bücher und vieles mehr enthalten sein. Jede Familie bekommt ein anderes individuelles Paket. 

Ich möchte gerne etwas tun. Wie kann ich euch und an Krebs erkrankte Menschen unterstützen?

Unterstützen kann man, indem man spendet. Wir finanzieren uns nur über Spenden und benötigen für unsere Arbeit Geld, um all das möglich zu machen. Auch neue Spielsachen, Bücher, Mützen etc. nehmen wir gerne an. Viele unterstützen uns auch mit Haarspenden, lassen sich bei der DKMS typisieren, stellen unsere Spendendose auf oder planen eine Veranstaltung zu unseren Gunsten. Es gibt viele Möglichkeiten.  

Was möchtet ihr Betroffenen und deren Angehörigen mitgeben?

Wir möchten, dass die Betroffenen uns schreiben, auch wenn sie der Meinung sind, dass ihr Krebs nicht so schlimm ist oder es andere schlimmer getroffen hat. Jeder, der gegen den Krebs kämpft ist, bei uns herzlich Willkommen. Keiner kämpft allein!

Vielen Dank, Marina, für den Einblick in eure Arbeit!

Finia Zoé Dienst

Finia Zoé Dienst

Finia Zoé Dienst studiert Kulturanthropologie und Linguistik in Mainz. Sie schreibt am liebsten über Menschen und ihre Geschichten und beschäftigt sich mit gesellschaftspolitischen und philosophischen Fragen. Wichtig ist ihr auch die Aufklärung über CatCalling, wofür sie sich aktiv einsetzt.

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