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Foto: fauxels via pexels

Gegen zweierlei Maß: WirHelfen.eu-Geschäftsführer Dr. Krisha Kops über vorurteilsfreies Helfen ohne zu werten.

Bereits im WirHelfen.euJahresbericht 2021 wies ich daraufhin, „dass sich die Krisen eher häufen als abnehmen.“ Und das nicht nur bezogen auf Klima oder Inland, sondern auch auf die außenpolitischen Ereignisse. Dazu bedurfte es zwar keiner prophetischen Eingebung, und doch stellt der Krieg in der Ukraine einmal mehr unter Beweis, dass wir in Zeiten des krisenhaften Umbruchs leben. 

Obwohl die meisten Mitglieder von WirHelfen.eu im Privaten Positionen bezüglich des Konflikts beziehen, teilweise eindeutiger als zuvor, sind wir als Organisation selbst immer der politischen Neutralität verpflichtet. Unsere einzige Position, die wir beziehen, steht im Zeichen des Helfens. Das bedeutet, dass wir allen unter Krisen und Konflikten leidenden Menschen helfen – zumindest, insofern es in unserer Macht steht. Und das unabhängig von Nationalität, Ethnie, Geschlecht, sexueller Orientierung oder anderen Identifikationsfaktoren.

Helfen jenseits von Identitäten

Gerade im gegenwärtigen Konflikt wird einmal mehr deutlich, dass diese Identifikationen zu Gräueltaten führen. Die Perspektive der Hilfe hingegen stellt etwas Verbindendes dar, das durch den Akt des Helfens eingangs abgrenzende Identitätsgräben überwindet. Wir reichen jemand die Hand, die Hände umschließen sich, Berührungspunkte entstehen.

In diesem Moment gibt es nur noch Helfer*in und Hilfesuchende, von denen wir in unserem Leben immer beides sein werden. Dann behandeln wir das Gegenüber als einen Menschen, der hilfsbedürftig ist und sonst nichts. Bereits der russische Denker Pjotr Alexejewitsch Kropotkin schreibt: „Und der Mensch wird aufgefordert, sich in seinen Handlungen nicht bloß durch die Liebe leiten zu lassen, die sich immer nur auf Personen, bestenfalls auf den Stamm bezieht, sondern durch das Bewusstsein seiner Einheit mit jedem Menschen.“

Wir reichen jemand die Hand, die Hände umschließen sich, Berührungspunkte entstehen.

Helfen und Menschlichkeit

Das Helfen, das einen zentralen Punkt in Kropotkins Denken ausmacht, ermöglicht genau diese Einheit. Es lässt uns vom Menschen zum Menschen werden. Da das Helfen auch bei Tieren und Pflanzen beobachtet werden kann, verbindet es uns zunächst mit anderen Lebewesen dieses Planeten. Und doch ist die menschliche Form des Helfens, die uns potentiell mit allem und jeden verbinden kann, vielleicht etwas spezifisch Menschliches.

Manchmal scheint der Begriff der „Menschlichkeit“ aufgebläht oder nichtssagend. Trotz der Gefahr, dass das genauso auf das Helfen, das Identitätsunterschiede überwindet, zutreffen mag, ist es nach meinem Dafürhalten eines der Merkmale der Menschlichkeit schlechthin. Eben da es in der Natur derart kaum oder überhaupt nicht vorkommt. Selbst wenn es pathetisch klingen mag: Helfen heißt Mensch sein. Dafür steht WirHelfen.eu.

Krisha Kops

Krisha Kops

Krisha Kops ist Philosoph und Publizist. Er studierte Philosophie und internationalen Journalismus in London, bevor er in interkultureller Philosophie promovierte. Neben seiner theoretischen Arbeit verantwortet er im Rahmen seiner praktischen philosophischen Tätigkeit die Geschäftsführung von wirhelfen.eu.

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